Chronik

„Phönix Ostarrichi“ wird 1993 gegründet, um wirtschaftlich benachteiligten Menschen wieder eine Perspektive zu geben.

Die Politik wird schnell auf das neuartige Beschäftigungsprojekt aufmerksam und stattet dem Verein vermehrt Besuche ab.

Wie die Zeit vergeht…

Alles über die bewegte Geschichte von „Phönix Ostarrichi“ kannst du in der Chronik lesen.

2020

Die Corona-Pandemie schlägt zu und lässt auch „Phönix Ostarrichi“ nicht unverschont.
Die Mitarbeiter wechseln ins Home-Office und es gelingt sich für die Dauer der Lockdowns
umzuorientieren: Masken werden in der Näherei produziert und Lebensmittellieferungen
an kranke Personen durchgeführt.

2022

Als Reaktion auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Bezirk wird das Jugendprojekt
eingeführt. Junge Personen im Alter von 15 – 25 Jahren sollen im Projekt jene

Grundfertigkeiten wiedererlangen, die am ersten Arbeitsmarkt gefragt sind.

2023

Das Beschäftigungsprojekt „Entwicklungsarbeitsplatz“ (kurz: EWA) wird initiiert.

Mit einer Dauer von maximal eineinhalb Jahren wird versucht psychisch beeinträchtigten
Menschen neue Perspektiven zu eröffnen, um sie nachhaltig am ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.

„Phönix Ostarrichi“ feiert seinen 30er!

Als Motto zum 30-jährigen Jubiläum wurde „WIR für MENSCHEN“ auserkoren. Wir möchten einerseits damit zeigen, wie wir Menschen im Laufe der Jahre unterstützt und ihr Leben verbessert haben, andererseits aber auch die Gelegenheit nutzen, zu erklären, welche Menschen wir sind, was uns antreibt und wie wir versuchen durch unsere Aktivitäten und Dienstleistungen unsere unmittelbare Umgebung positiv zu verändern.

Gründergedanken

Ein Interview mit unserem Gründer Ernst Fuchs über sein Lebenswerk und warum es „Phönix Ostarrichi“ auch in Zukunft brauchen wird.

„Anfang der 90er Jahre bestimmten Arbeitslosigkeit und Depression das Ternitzer Stadtbild. Walter Scheed, Karl Fakler und ich wollten den Menschen zumindest einen Teil ihrer Würde zurückgeben.“

Ernst Fuchs
Gründer Phönix Ostarrichi

Interview lesen

Interviewer – I      Ernst Fuchs – F

I: Herr Fuchs, hätten Sie selbst je geglaubt, dass der Verein „Phönix Ostarrichi“ 30 Jahre alt wird?

F: Nein, nie im Leben! Zu unserem Tischlermeister Josef Püchl habe ich gesagt, wenn wir ein Jahr durchstehen, dann ist das schon was. Man darf nicht vergessen, dass wir ein Projekt sind, dass jährlich um Fördergelder ansuchen muss und da ist die Zukunft immer etwas unsicher.

I: Wie kam es zur Gründung und wie ist der Name „Phönix Ostarrichi“ entstanden?

F: Ende der 80er wurde auch in Ternitz die verstaatlichte Industrie privatisiert und die VEW (Vereinigte Edelstahlwerke) in mehrere Einzelunternehmen zerschlagen. Bis dorthin bot die Ternitzer Industrie ja wirtschaftliche Sicherheit, aber nun brachen Arbeitslosigkeit und Depression herein. Jeder kann sich vorstellen, wie belastend das für die Familien war. Als damaliger Arbeiterkammer-Funktionär kam mir mit Walter Scheed und dem AMS-Landesgeschäftsstellenleiter Karl Fakler die Idee, einen sozialökonomischen Betrieb zu gründen. Große Hilfe bekamen wir damals auch von der WKO.
Den Namen haben wir – entgegen der Annahme vieler – vom damaligen Produkt Phönix-Edelstahl abgeleitet. Ostarrichi wurde hinzugefügt, um uns von anderen Institutionen und Projekten zu unterscheiden – „Phönix“ wird ja sehr vielseitig verwendet.

I: Wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit weiterentwickelt?

F: Es kamen neue Bereiche (Gärtnerei, Räumung) hinzu, Standorte wurden verlegt, wir haben gemeinsam mit dem AMS neue Beschäftigungsmaßnahmen entwickelt. Wer aber Näheres wissen will, sollte am besten auf unserer Chronik vorbeisehen.

I: Wie konnten Sie den Menschen am Beginn behilflich sein?

F: Durch niederschwellige Tätigkeiten in einem befristeten Dienstverhältnis sollten die Arbeiter zunächst wieder zu sich selbst finden, bedeutet einen geregelten Tagesablauf, soziale Interaktion haben und auch sehen, dass sie etwas bewegen können. Weiters kam soziale Beratung dazu. Für Menschen mit Schuldenproblematik konnten wir mit den Banken Abmachungen treffen. Den Privatkonkurs wie er heute ist, gab es damals noch nicht. Es ließen sich viele weitere Sozialmaßnahmen aufzählen… Heute produzieren wir ganze Kücheneinrichtungen oder arbeiten anderen Unternehmen zu. Auch unser Image hat sich geändert: Die Leute rufen an und wollen unbedingt bei Phönix arbeiten. Doch der erste Schritt hat immer über das AMS zu erfolgen…

I: Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie zu kämpfen? Gab es etwas, das Sie mitgenommen hat?

F: Eigentlich hat mich nur die Abspaltung von Phönix Wiener Neustadt getroffen. Das ist nicht schön abgelaufen und hat eine Zeit lang an mir genagt. Überdies war ich beruflich auch so stark eingespannt, dass ich meine Familie oft nicht gesehen habe.

I: Wie wird die Region durch Ihre Tätigkeit unterstützt?

F: Wir zahlen einen nicht unbeträchtlichen Betrag an Steuern und Gemeindeabgaben. Zudem versorgen wir die regionalen Betriebe mit erprobten Arbeitskräften und die ehemals Arbeitslosen können wieder größere Anschaffungen tätigen. Eine Studie der TU Wien hat ergeben, dass jeder für unseren Verein ausgegebene Euro der Gesellschaft dreifach zu Gute kommt.

I: Der Phönix steht für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint: Gibt es über all die Jahre Erfolgsgeschichten, die Sie besonders stolz machen?

F: Wir konnten vielen Teilnehmern helfen. Spontan fällt mir ein ehemaliger Teilnehmer ein, der ein Räumungsunternehmen betreibt; es gibt eine Näherin in Puchberg und zahllose weitere Personen, die in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt wurden…manche sind heute noch in diesen Betrieben beschäftigt und kommen z.B. beim Einkaufen auf einen zu.

I: Das ist wohl die größte Motivation…

F: Ja, absolut. Den Schwächsten zu helfen zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Bereits in der Schule hab ich das gemacht und später beim ÖGB. Solche Erfolge spornen einfach wahnsinnig an.

I: Machen wir einen kurzen Ausblick in die Zukunft: Glauben Sie, dass es Phönix in 30 Jahren noch geben wird?

F: Ja, wenn auch wahrscheinlich nicht in dieser Form. Solange es Arbeit und konjunkturelle Schwankungen gibt, wird es auch Vereine wie den unsrigen geben müssen, die das auch wieder etwas auffangen. Obwohl ich immer wieder gerne sage, dass es mir eigentlich am liebsten wäre, wenn es „Phönix Ostarrichi“ gar nicht mehr braucht. Warum? Denn dann weiß ich, dass jeder einen Job hat!

Mensch sein, verstehen

Soziale Berufe haben nicht unbedingt ein „cooles“ Image. Trotzdem entscheiden sich junge Erwachsene jedes Jahr für diese Tätigkeit. Denn der Gedanke, dass man das Leben anderer Menschen positiv beeinflussen kann, kann eine immense Befriedigung und Sinnhaftigkeit bieten.

Was wir über uns selbst und unsere Teilnehmer gelernt haben, erfährst du hier:

Doris
Doris

Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit und Interessen, die ihn auszeichnen. Man muss sich Zeit nehmen, um zu sehen, wie man jemandem zielgerichtet helfen kann.
In der Vorbereitungsmaßnahme wird die Einzigartigkeit jedes Menschen geschützt und respektiert.

Durch die Zusammenarbeit von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen können wir einiges über Vielfalt, Toleranz und Wertschätzung lernen und uns selbst weiterentwickeln.

Ich bekomme in der Arbeit so viel zurück: Lebenserfahrung, Weisheiten, Tricks, Tipps, ein Lächeln, ein Augenzwinkern – das sind für mich die wertvollsten Geschenke, die mein Leben bereichern.

Markus
Markus

Wertanlage

Nachhaltigkeit

Wir handeln langfristig und schützen unsere natürliche Ressourcen. Eine Photovoltaikanlage versorgt uns mit Strom, Gebrauchtwaren werden in unseren Shops verkauft und wir putzen mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln.

Gesellschaftlicher Mehrwert

Wir schaffen gesellschaftlichen Mehrwert durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen für benachteiligte Menschen, durch unsere Second-Hand-Shops und das Erbringen von Dienstleistungen. Personalvermittlung in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt die lokale Wirtschaft.

Teamgeist

Alle Mitarbeiter*innen arbeiten gemeinsam an einem Ziel und unterstützen sich gegenseitig. Eine offene Kommunikation, die Förderung von Vertrauen und Respekt sowie die Wertschätzung von Vielfalt tragen zur Stärkung des Teamgeists bei.


Business Unusual

Phönix Ostarrichi ist nicht wie andere Betriebe. Und wir wollen es auch nicht sein. Angetrieben vom Wunsch, unsere unmittelbare Umgebung positiv zu verändern, gibt es genug Ideen für weitere drei Dekaden: Dieses Jahr wird eine Photovoltaikanlage installiert – ein Meilenstein in Richtung Nachhaltigkeit und Verbesserung der Lebensqualität.

Ein Repair Café sowie Entwicklungsarbeitsplätze sind weitere Beispiele für unsere kreativen Ansätze, Menschen zu unterstützen.